Iwan Thiemofeiff, der russische Erstbewohner des Hauses 12 und seine Nachfahren,
Einige Schicksale des 20. Jahrhunderts,
Anne und Lutz Andres, die jetzigen Bewohner

1. Iwan Thiemofeiff, der russische Erstbewohner

Leider wissen wir viel zu wenig über den ersten russischen Bewohner des Hauses 12, Iwan Thiemofeiff und seine Familie. Nur seine Militärauszeichnung ist in der Alexander-Newski-Kirche auf dem Kapellenberg neben der anderer Kolonisten zu besichtigen.
Vieleicht wissen Sie, lieber Leser mehr über die Erstbewohner der Russischen Kolonie in Potsdam?

Während zum Tagesrhythmus der Männer sicher vorrangig das Chorsingen und Exerzieren gehörte, waren nicht nur das Wäschewaschen und die Gartenarbeit Frauendienste. Heizen mit Holz und das Feuer tagsüber ständig zu schüren, sich um das Kleinvieh und die Kuh zu kümmern und viel Obst zu verarbeiten gehörte sicher auch dazu.

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2. Die Familien Manzelmann und Brünsing, Schicksale des 20. Jahrhunderts


Der Brünsing zwang die Mutter und Tochter nach dem Krieg in nur eine Kammer im niedriegen und dunklen Erdgeschoß zu ziehen.

Nach angenehmeren Geschichten wird weiter gesucht.



Ein Haus in der Russischen Kolonie ein Traum, dennoch kein Märchen - Anne und Lutz Andres, die jetzigen Bewohner

   Ein Haus wird gerettet - von Anne Andres

Wir hatten ein schönes Heim in einem alten Stadthaus Potsdams. Seinen Komfort hatten wir uns während dreier Jahrzehnte eigenhändig erschaffen, wir konnten gut in ihm wohnen und als Musiker bzw. Musiklehrer arbeiten. Nie im Leben hätten wir in dieser Hinsicht eine Änderung geplant. Ein neuer Hausbesitzer durchkreuzte diesen Vorsatz. Jahrelange Gespräche mit immer dringlicheren Nötigungen, letztendlich Schikanen, sorgten fŸr manche Niedergeschlagenheit. In solchem Stimmungstief gingen mein Mann und ich an einem nasskalten Sonntag Anfang Januar 1998 wieder einmal durch Potsdam. Wir durchquerten als Spaziergänger die Alexandrowka, weil wir eigentlich auf den Kapellenberg wollten. Natürlich ist einem Potsdamer die Russische Kolonie von der Ansicht her vertraut. Manfreut sich, dieses Dorfensemble in seiner Stadt zu haben, weiß um seine Einmaligkeit. Jedes Potsdamer Kind erfährt es in der Grundschule, dass seine Häuser vor 175 Jahren ehemalige russische Kriegsgefangene als erste Bewohner bezogen. Gern hätte man schon längst einmal in ein solches Haus hineingesehen. Wie haben wohl diese Menschen damals darinnen gelebt, waren sie glücklich, litten sie sehr an Heimweh? Schließlich waren sie als Leibeigene von ihrem Zaren verschekt worden. Sie sollten die Stimmung des deutschen Königs mit ihren russischen Chorgesängen heben, wenn Wilhem III. wieder einmal melancholisch war und Trost brauchte. Zugutehalten muss man ihm allerdings, dass der König nicht nur an die Behausung, sondern auch an das Inventar darinnen gedacht hatte. Er besorgte und kontrollierte zum Beispiel das Vorhandensein des Fresstrogs für die Kuh genauso wie die Bettstatt des Hausherren. Welche Sorge aber hatten die Frauen, die gar keine Kinder oder ãnurÒ Mädchen geboren hatten, wenn ein Sänger verstarb! Auf allerhächstes Geheiß hatten sie binnen drei Monaten das idyllische Häuschen zu verlassen.
Über diese und andere Vertreibungsgebaren in den verschiedenen Zeitläufen unterhielten sich mein Mann und ich, als wir plötzlich wie angewurzelt vor dem zwölften Haus stehenblieben: Es stand ja leer! Ein paar Fensterläden schleuderte der Wind hin und her, ohne dass ein Bewohner sich darum scherte.Ach, sieh nur, durch das (damals noch dichte) Gestrüpp gelangt man in Garten und Hof! Gesagt - getan. Wer uns in diesem Moment Hand und Fuß geführt hat, ich weiß es nicht. Beide hatten wir nur den Gedanken: Könnten wir dieses Haus bekommen, wir hätten den Mut, noch einmal bei Null anzufangen.


Fortsetzung folgt